Wenn man krank wird, muß man manchmal zur Behandlung, zu einem operativen Eingriff ein Krankenhaus aufsuchen. Das ist der Sinn einer Klinik, man soll dort gut behandelt und schnell wieder gesund entlassen werden. Eigentlich eine Binsenweisheit, sollte man meinen.
Ganz so selbstverständlich ist das allerdings nicht. Weniger bekannt scheint, dass man gerade in einem Krankenhaus erst richtig krank werden kann. Das sagen allerdings Krankenhausärzte nicht so gern in der Öffentlichkeit, man möchte schließlich Patienten nicht verunsichern.
Dabei ist die Tatsache nicht zu leugnen: In jedem Jahr sterben viele Menschen, die erst im Krankenhaus so richtig krank geworden sind. Das ist in einer Studie der Allianz-Versicherung schwarz auf weiß nachzulesen, die übrigens jeder bei der Versicherung in München anfordern oder sich aus dem Internet herunterladen kann. („Krank im Krankenhaus“, ein Report der Allianz: www.Allianz.com/de/Allianz_Gruppe/Presse/News/Studien/News_2007-09-20.html)
Die Zahlen sind erschreckend: Nach Angaben von Prof.Dr.M.Dettenkofer von der Universität Freiburg kommt es in deutschen Krankenhäusern jährlich zu etwa 3500 Todesfällen, die direkt auf Erkrankungen zurückzuführen sind, die sich Patienten im Krankenhaus zuziehen.
Welche „Erkrankungen“ sind da gemeint? Es sind nicht etwa fehlerhafte Behandlungen oder misslungene Operationen, obwohl derartiges sicherlich auch gelegentlich vorkommt. Es sind Infektionen mit bakteriellen Krankheitserregern, die kaum noch oder überhaupt nicht mehr mit Antibiotika behandelbar sind, weil sie gegenüber den meisten oder sogar gegen alle heute verfügbaren Wirkstoffe unempfindlich (resistent) geworden sind.
Inzwischen ist auf Intensivstationen fast jeder 6. Patient mit diesen „multiresistenten“ Keimen infiziert. Gerade in den großen Versorgungseinrichtungen, die praktisch alle Patienten mit den verschiedensten schweren Grunderkrankungen stationär aufnehmen und behandeln müssen, lassen sich Ansteckungen mit diesen Bakterien trotz bester Hygienemaßnahmen nicht sicher vermeiden. Laut Prof.Dettenkofer kommt es besonders „auf Intensivstationen ……häufiger zu Übertragungen. Das Risiko ist auch höher, weil in Krankenhäusern bereits viele Patienten mit multi-resistenten Erregern behandelt werden“.
Die Situation hat sich so bedrohlich verschärft, daß sich jetzt sogar die Politik zum Handeln gedrängt sieht. Auf staatliche Initiative hin werden überall „MRSA-Netzwerke“ unter Führung der Gesundheitsämter gegründet, die zur Eindämmung dieser Erkrankungen beitragen sollen. Dabei bezieht sich das Kürzel „MRSA“ (= „Multiresistente Staphylococcus aureus“-Bakterien) nur auf einen, den bisher häufigsten Erreger; es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Bakterien, deren Bekämpfung noch weit schwieriger, zum Teil sogar nahezu unmöglich geworden ist.
Was kann man tun? Internationale Erfahrungen zeigen, dass ein Rückgang dieser erheblichen Infektionsrisiken langfristig nur durch einen weitaus sparsameren Umgang mit Antibiotika erreicht werden kann. Und kurzfristig hilft nur die sorgfältige Auswahl des „passenden“ Krankenhauses. Denn, obwohl sich alle Krankenhäuser gleichermaßen intensiv bemühen (müssen!), strenge Hygienestandards einzuhalten, ist die Gefahr, sich mit diesen höchst gefährlichen multiresistenten Keimen zu infizieren, in Kliniken sehr unterschiedlich hoch.
Es leuchtet ein: Wo viele schwerkranke, sehr alte, geschwächte Patienten mit mehreren und zudem chronischen Erkrankungen versorgt werden müssen, besteht natürlich ein deutlich höheres Infektionsrisiko auch für die Patientinnen, die sich nur einem eher geringfügigen Eingriff unterziehen müssen oder „einfach“ nur ein gesundes Kind zur Welt bringen wollen.
Qualitätskriterien, z.B. die Häufigkeit von Infektionen nach Operationen in verschiedenen Krankenhäusern, sind – geradezu amtlich – im Internet nachzulesen (bqs-online.de).