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Angst, Angst, Angst…

Fast jeder Mensch hat Angst, mehr oder weniger ausgeprägte und kontrollierte Angst vor Unfällen, vor Erkrankungen, vor dem Verlust naher Angehöriger, dem Verlust des Arbeitsplatzes, vor globalen wie persönlichen Krisen und Katastrophen. „Übertriebene“, quälende Angstlichkeit kann krankhaft sein, angstfreie Menschen dagegen leben gefährlich, weil sie Risiken nicht wahrnehmen. Angst kann also Schutz wie Bürde sein.

Angst ist auch die „Achilles-Ferse“ des modernen Menschen. Wer trotz eines Unmaßes an Information „nicht mehr durchblickt“ bekommt Angst. Er braucht Hilfe, Ratgeber, die ihm Situationen transparent machen, Angst mindern.

Angst ist aber auch ein heute viel und gern genutztes „Geschäftsmodell“. Versicherungskonzerne leben gut davon, leider auch manche Ärzte. Angstmacher raten zunehmend häufig zu medizinischen Maßnahmen und „Sicherheitsvorkehrungen“, die nach Meinung fast aller Experten völlig unnötig, oft belastend und dazu sinnlos kostspielig sind.

So werden nach dem Ergebnis einer aktuellen Studie der renommierten Bertelsmann-Stiftung inzwischen 4 von 5 Schwangeren von interessierter Seite veranlasst, sich ohne jede medizinische Notwendigkeit zusätzlichen Untersuchungen zu unterziehen, die dann privat bezahlt werden müssen. Und so raten oft Ärzte ohne jeden rationalen Bezug „zur Sicherheit“ zu Entbindungen in Zentren, in denen allenfalls Hochrisikoschwangere versorgt werden müssen.

Die „Überversorgung“ ist inzwischen gängiges und verbreitetes Geschäftsmodell. Sie ist angstgetrieben und verursacht immense Kosten, also Geld, das an anderen Stellen im Gesundheitswesen fehlt. Leider werden, wie auch Prof. F.Gerlach, der Vorsitzende des „Sachverständigenrates zur Beurteilung der Entwicklung im Gesundheitswesen“ (SVR) beklagt, die seit langem existierenden Qualitätsberichte der Krankenhäuser, die gerade auch Ärzten bei der Wahl des bestgeeigneten Krankenhauses Orientierungshilfe leisten können (und sollten), weder von diesen noch von den Patienten in relevantem Umfang für Entscheidungen zu Klinikeinweisungen genutzt.

Ärzte nutzen also andere, eigene Kriterien für die Zuweisung zu bestimmten Kliniken. Und leider nutzen sie auch manchmal die unbegründete, aber verständliche Angst ihrer Patienten. Die Experten der Bertelsmann-Stiftung befürchten daher, „auf diese Weise werde Schwangerschaft immer stärker als etwas Krankhaftes und Behandlungswürdiges verstanden“ (Zitat: Bayerischer Rundfunk, www.br.de). Mit „Angst“ läßt sich also gut Kasse machen: Wer hat nicht Angst um seine Gesundheit? Man muß diese Angst also nur ein wenig verstärken.